Publikation – Grabungen Klöster

Archäologische Gesellschaft für Mecklenburg und Vorpommern e. V.

Ausgrabungen am Nonnenkloster Altentreptow

Abb. 1: Altentreptow,

Abb. 1: Altentreptow, „Klosterberg“. Fundamentreste und Ausbruchsgruben (rot konturiert) der Apsis der Klosterkirche (um 1200)

Zwischen 1191 und 1203 wurde bei Altentreptow durch zwei lutizische Adelige, Heinrich und Borts, ein Benediktinerinnenkloster gegründet – das erste Frauenkloster auf dem pommerschen Festland. Es entstand auf dem heutigen „Klosterberg“, einer markanten Erhebung im Tal der Tollense, nördlich von Altentreptow, das im 12. Jahrhundert ein zentraler Ort des pommerschen Herzogtums war. Aus unbekannten Gründen blieben die Nonnen nicht an diesem Platz, sondern verlegten ihre Niederlassung wenig später nach Klatzow, gut 1,5 km nördlich des „Klosterberges“, von dort nach wenigen Jahren auf die – uns heute unbekannte – Marieninsel bei Verchen und 1269 schließlich an jenen Platz in Verchen, an dem es dann bis zu seiner Aufhebung 1534 blieb. Mit vier Ortswechseln über eine Entfernung von letztlich 30 km innerhalb von 70–80 Jahren gehört das Benediktinerinnenkloster Altentreptow-Verchen zu den am häufigsten verlagerten Klöstern in Mecklenburg-Vorpommern. Ausgrabungen des Jahres 2009 sollten Aufschluss über die erste Stelle des Klosters und die Bedingungen seiner Gründung in einem noch halb heidnischen Gebiet erbringen.

Abb. 2: Altentreptow,

Abb. 2: Altentreptow, „Klosterberg“. Prächtiger vergoldeter Buntmetallbeschlag (1,9 cm Höhe) aus dem Bestattungshorizont des 14./15. Jahrhunderts (Foto: O. Blum)

Bei den Ausgrabungen wurden auf der höchsten Kuppe des Klosterberges die Reste der Klosterkirche St. Marien der Zeit zwischen 1191 und 1203 freigelegt, die in dieser das Tal beherrschenden Lage ein weithin sichtbares Symbol des neuen Glaubens darstellte. Festgestellt wurden die Feldsteinfundamente und Ausbruchgräben eines rechteckigen Chores und einer östlich anschließenden halbrunden Apsis einer einschiffigen Kirche, wie sie für Frauenklöster typisch ist. Das Gotteshaus war eine spätromanische Saalkirche nach rheinischem Vorbild. Die Ausmaße der Kirche und ihre prominente Berglage lassen auf Selbstbewusstsein und Zuversicht ihrer Erbauer schließen. Möglicherweise kamen die Westteile aber nicht mehr zur Ausführung, weil die Nonnen schon bald ihren Plan änderten, dem Klosterberg den Rücken kehrten und nach Klatzow zogen. Auch die Klausur scheint noch nicht oder erst aus Holz errichtet gewesen zu sein, denn Steinfundamente waren nicht nachweisbar.

Überlagert wurden die Reste der Klosterkirche durch jene einer 1418 schriftlich erwähnten Kapelle, zu der ein dicht belegter Friedhof des 14. bis frühen 16. Jahrhunderts gehörte. Beigaben enthielten die Gräber nicht; jedoch wurden in der durchmischten Gräber- und Deckschicht über dem Friedhof silberne, vergoldete und bronzene Trachtbestandteile wie Gürtelschnallen und Gürtelzierrat, Knöpfe, ein Beinstilus, eine Jakobsmuschel als Pilgerzeichen und Ähnliches sowie fast 40 Münzen des späten 13.–15. Jahrhunderts gefunden, die wohl von Kollekten am Grab stammen oder von Beerdigungsgästen und Kirchgängern verloren worden sind.

Die anthropologischen Untersuchungen der Skelette durch Dr. B. Jungklaus, Berlin, weisen darauf hin, dass hier vorwiegend kranke und alte Menschen bestattet wurden. Möglicherweise diente der Berg zeitweise als Begräbnisplatz für die Insassen des 1325 erstmals erwähnten St. Jürgen-Spitals, das sich 400 m westlich des Berges befand und erst seit dem späten 15. Jahrhundert über eine Kapelle verfügte. Später verfiel diese und wurde zwecks Steingewinnung abgetragen. Somit konnte bei den Ausgrabungen die Geschichte eines für die Kirchengeschichte Pommerns wichtigen Platzes in wesentlichen Aspekten geklärt werden.

Felix Biermann

Neue Ausgrabungen am Prämonstratenserstift Grobe auf Usedom

Abb. 1: Grobe, Nordwand der Kirche und anschließender Friedhof (Foto F. Biermann)

Abb. 1: Grobe, Nordwand der Kirche und anschließender Friedhof (Foto F. Biermann)

Etwa 1155 wurde im Suburbium von Usedom, der damals wirtschaftlich wichtigsten Burgstadt Vorpommerns und Hauptsitz der Greifenherzöge westlich der Oder, das Prämonstratenserstift Grobe gegründet, das große religiöse und kulturelle Bedeutung gewann, zeitweise als Grablege der Pommernherzöge diente und in den 1170er Jahren sogar Sitz des Pommerschen Bistums war. 1307-1309 wurde es nach Pudagla, im Zentrum der Insel, verlegt. An der Stelle des Klosters befanden sich später noch ein Wirtschaftshof und eine Kapelle, die jedoch am Ende des Mittelalters ebenfalls aufgegeben und abgetragen wurden. Die Stelle des alten Klosters geriet in Vergessenheit.

Abb. 2: Grobe, Wand der Kirche mit Eingang und Gruft (Foto F. Biermann)

Abb. 2: Grobe, Wand der Kirche mit Eingang und Gruft (Foto F. Biermann)

Abb. 3: Die Ausgrabungen am Kloster Grobe aus der Luft (vorn) mit Blick nach Usedom (Foto A. Kieseler)

Abb. 3: Die Ausgrabungen am Kloster Grobe aus der Luft (vorn) mit Blick nach Usedom (Foto A. Kieseler)

In den 1990er Jahren gelang es durch Luftbilder und geophysikalische Prospektionen des Landesamtes für Kulturerbe Mecklenburg-Vorpommern sowie durch eine kleine Ausgrabung der Universität Greifswald (G. Mangelsdorf), die Stelle des Stiftes am „Priesterkamp“, einer Halbinsel im Usedomer See, wahrscheinlich zu machen. Viele Fragen blieben dabei jedoch offen, denen bei einer Ausgrabung des Jahres 2010 weiter nachgegangen wurde (als Kooperationsprojekt der Universität Greifswald, des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege und der Archäologischen Gesellschaft Mecklenburg-Vorpommern, gefördert durch das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern).

Bei der Grabung konnte das Kloster nun eindeutig nachgewiesen werden, mit der Nordwand der Kirche (aus Feldsteinen, teilweise auch sorgfältig bearbeiteten Hausteinquadern) nebst Eingang und gemauerter Gruft. Etwa 60 Gräber des 12.-15. Jahrhunderts – teils zu der später am Platze stehenden Kapelle gehörig –, eine größere Anzahl von Siedlungsgruben und Kellern derselben Zeitstellung, ausgedehnte Schutt- und Brandhorizonte belegen die Abtei, die vorangehende spätslawische Siedlung sowie die folgende Phase der Kapelle und des Klosterhofes. Das reiche Fundmaterial umfasst ca. 20 Münzen, zwei Reitersporen (darunter einer aus einem Grab), schöne gotische Gürtel- und Buchbeschläge, ein langes Kampf (?)-Messer, spätslawische und blaugraue Keramik sowie sächsisches und rheinisches Steinzeug, eine gut erhaltene Klappwaage (sicherlich zur slawischen Siedlung), viele Sargnägel und diverses eisernes Gerät. Der Fundplatz erweist sich als außerordentlich reich, im Boden sind noch zahlreiche Spuren des Klosters und der Kapelle erhalten.

Felix Biermann

Ausgrabungen am Kloster Hiddensee

Abb. 1: Kloster Hiddensee. Schnitt durch den Kreuzgang mit feldsteingepflastertem Keller des Westflügels (vorn), Grab (Mitte) und Ausbruchgrube der Wand zwischen Kreuzgang und Kreuzhof (hinten) (Foto Felix Biermann)

Abb. 1: Kloster Hiddensee. Schnitt durch den Kreuzgang mit feldsteingepflastertem Keller des Westflügels (vorn), Grab (Mitte) und Ausbruchgrube der Wand zwischen Kreuzgang und Kreuzhof (hinten) (Foto Felix Biermann)

Im Jahre 1296 wurde auf Hiddensee eine Zisterzienserabtei gegründet. Die Insel stimmte mit den Vorstellungen des Ordens über die Lage eines Klosters gut überein: Dort konnten sie aus einer wenig kultivierten Insel ein blühendes Land machen. Der Konvent prägte über 240 Jahre die religiösen und wirtschaftlichen Verhältnisse auf der Insel. 1536 aufgehoben, erinnert heute nichts mehr an das Kloster. Ausgrabungen, die im Jahre 2008 als Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Greifswald und Berlin (HU), der Archäologischen Gesellschaft für Mecklenburg-Vorpommern sowie des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt wurden, wiesen jedoch gut erhaltene Fundamente, Keller und Fußböden des Klosters nach.

Hiddensee war eine stattliche kleine Klosteranlage des 14./15. Jahrhunderts in den Formen der Backsteingotik, mit einer etwa 50-60 m langen Kirche und einer dreiflügeligen Klausur von 44-46 m Seitenlänge. Die Reste der Kirche beeindrucken mit außerordentlich starken Fundamenten aus Findlingen von bis zu 1,80 m Durchmesser. Die Mauerbasen lassen die Größe, variantenreiche gotische Formsteine die Pracht des Sakralbaus erahnen. Die Klausur war teilweise unterkellert, die Böden mit Feldstein gepflastert. Im Kreuzgang konnte die Bestattung eines Mannes freigelegt werden, dessen Hände oberhalb des Beckens wie zum Gebet verschränkt waren. Er war wohl ein Mitglied des Konvents.

Abb. 2: Kloster Hiddensee. Fundament einer Klostermauer aus Feldsteinen (Foto: Felix Biermann)

Abb. 2: Kloster Hiddensee. Fundament einer Klostermauer aus Feldsteinen (Foto: Felix Biermann)

Unter den Funden sind Münzen, Gürtelschnallen aus Eisen und Bronze, ein Buchbeschlag, eine Axt und anderes Gerät, Messer, Schiffs-Doppelnieten, Reste von Glasbechern und eine große Menge Keramik hervorzuheben, darunter importiertes rheinisches und sächsisches Steinzeug. Schöne, oft bunt glasierte Bildkacheln der Spätgotik und Renaissance bezeugen prachtvolle Kachelöfen. Die Resultate der Ausgrabungen ermöglichen somit, ein umfassendes Bild der Klosteranlage, ihrer Gestalt und Entwicklung zu zeichnen sowie Schlaglichter auf den Alltag der Mönche zu werfen.

Felix Biermann