Insel Usedom
Archäologische Gesellschaft für Mecklenburg und Vorpommern e. V.
Gesamtstrecke: 70 km (Tagestour mit dem Auto; Zweitagestour bis Wollen etwa 150 km)
Start/Ziel: Stadt Usedom auf Usedom
Hinweis: Meist gut ausgebaute Straßen, zu einigen Zielen unbefestigte Wege. Einige Fußwege, zum Golm steiler Aufstieg.
Flyer mit Übersichtskarte
Exkursion - Insel Usedom
1. Usedom (Stadt) von oben
Foto: F. Ruchhöft
Wir beginnen mit einem Rundgang durch die Stadt Usedom. Auf dem Markt mit dem Rathaus und der neugotischen Kirche erkennt man die regelmäßige Stadtanlage. Sie konnte nicht mehr an die Bedeutung des 11./12. Jahrhunderts anknüpfen, als die Burgstadt Usedom ein wichtiger Handelsplatz war. Wenn wir Richtung Osten die Peenestraße hinabgehen, passieren wir linkerhand die Priesterstraße, wo ein ausgedehntes Gräberfeld des 12. Jahrhunderts ausgegraben wurde. Hier stand die im 19. Jahrhundert abgebrochene Petri-Kirche. 130 m weiter biegen wir links in die Straße Bauhof ein und erreichen bald den Burghügel mit dem 1928 anlässlich des 800. Jahrestages der Christianisierung Pommerns durch Bischof Otto von Bamberg aufgestellten Gedenkkreuz. Auf dem Hügel stand eine herzogliche Burg, die im 15. Jahrhundert zerstört wurde. Die Burgstadt des 12. Jahrhunderts, die Otto von Bamberg besuchte, liegt auf der mehrere Hektar großen Freifläche hinter dem Burghügel. Meterstarke Kulturschichten bezeugen die intensive Nutzung des Geländes, das einst von einem Wall umgeben war.
2. Kloster Grobe
Verlassen wir Usedom über die Karniner Straße und biegen vor dem Haus Karniner Straße 4 links in einen Feldweg ein, folgen diesem über eine Rechtskurve und noch weiteren 500 m, haben wir links, auf der Boddenseite, die Fläche vor uns, wo Fürst Ratibor I. von Pommern 1155 das Kloster Grobe stiftete (2 km, zu Fuß über die Priesterstraße 1 km). Das älteste Kloster Pommerns wurde im 14. Jahrhundert nach Pudagla verlegt.
3. Karnin, Ruine der Eisenbahnbrücke
Foto: F. Ruchhöft
Zurück zur Karniner Straße. Wer möchte, kann von hier bis nach Karnin fahren (6 km). Dort befindet sich die Ruine der 360 m langen Eisenbahnbrücke, über die man von 1933–1945 von Berlin bis Swinemünde reiste. Erhalten ist das Mittelstück mit der Hubbrücke; die übrigen Teile der Brücke hatte man 1952 abgetragen und die Bahnstrecke demontiert.
4. Morgenitz, Dorfkirche
Foto: F. Ruchhöft
Nach der Rückkehr nach Usedom verlassen wir die Stadt über die B 110 Richtung Ahlbeck und biegen nach 3,5 km links ab und folgen der Straße über Suckow bis Morgenitz (8 km). Im Ortskern steht eine sehenswerte spätgotische Dorfkirche, die in der Regel geöffnet ist. Auf dem Friedhof liegen etliche vorgeschichtliche Trogmühlen, die man vor vielen Jahren in der Umgebung gefunden hatte.
5. Mellenthin, Wasserburg
Foto: F. Ruchhöft
Wir verlassen Morgenitz Richtung Osten (Dorfstraße geradeaus fahren) und gelangen über Morgenitzer Berg nach Mellenthin (4 km). Am nordöstlichen Ortsrand – an der Kirche rechts halten – befindet sich die Wasserburg Mellenthin, ein mit rechteckigem Graben umgebenes Herrenhaus, das heute als Restaurant und Hotel dient. Im Foyer des Herrenhauses befindet sich ein sehenswerter Kammin von 1615, der Bauzeit des Hauses. Hinter dem rückwärtigen Graben liegt der Hügel der Vorgängeranlage.
6. Mellenthin, slawischer Burgwall
Foto: F. Ruchhöft
Zurück ins Dorf und an der Kirche rechts haltend nutzen wir nun einen Fahrweg, der zu einem bewaldeten Höhenzug führt. Dort befindet sich ein imposanter slawischer Burgwall des 9. Jahrhunderts (3 km).
7. Golm
Foto: F. Ruchhöft
Von Mellenthin geht es wieder auf die B 110, über die wir den Süden der Insel Usedom überqueren. Hinter Zirchow biegen wir rechts ab und durchqueren Garz (spätgotische Kirche mit Votivschiffen) und halten am Ortseingang Kamminke auf dem Parkplatz (20 km). Von dort geht es hinaus auf den Golm, mit 69 m NN die höchste Erhebung auf Usedom. Auf dem Golm befindet sich ein Kriegsgräberfriedhof mit einer Gedenkstätte. Hier liegen vermutlich mehr als 10.000 Tote, die am 12. März 1945 bei einem Bombenangriff auf Swinemünde ums Leben kamen. Vom Golm aus hat man einen weiten Blick über das Swinetal und das polnische Swinemünde (Świnoujście).
8. Swinemünde
Foto: F. Ruchhöft
Von Kamminke erreicht man Usedom (Stadt) nach 26 km. Allerdings bietet es sich an, von hier weiter nach Polen zu reisen (ggf. zusätzliche Übernachtung einplanen. Dazu fährt man über die B 110 nach Swinemünde (Świnoujście; 10 km, zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten). An der Swinemündung kann man die preußischen Festungswerke aus der Mitte des 19. Jahrhunderts besichtigen sowie die Westmole mit der Mühlenbake; ebenso gibt es einen langen Sandstrand. Auf der gegenüberliegenden Seite gibt es weitere Festungswerke sowie den höchsten Leuchtturm entlang der Ostseeküste (Überfahrt an der Stadtfähre mit dem Auto wochentags nur für Einheimische möglich).
9. Lebbin, Ausblick vom Burgwall
Foto: F. Ruchhöft
In Zentrum von Swinemünde nehmen wir die Straße 95 (Richtung Stettin) und erreichen nach einigen Kilometern die Fähre zur Insel Wollin (Überfahrt kostenlos, in der Saison Wartezeiten einplanen). Auf der Straße 93, die auf die 3 (E 65) mündet, fahren wir bis Misdroy (Międzyzdroje), verlassen dort die Schnellstraße, nehmen auf dem ersten Kreisel die 2. Ausfahrt und halten uns am nächsten Abzweig rechts, unterqueren die Schnellstraße und erreichen nach einigen Ortsdurchfahrten den Ort Lebbin (Lubin). Dort folgen wir den Schildern zur Burg („Grodzisko“), die auf dem höchsten Punkt des Ortes liegt (23 km). Vor wenigen Jahren wurden dort die Fundamente einer von Otto von Bamberg gegründeten Kirche ausgegraben. Von der Burg selbst (es wird Eintritt erhoben) ist obertägig wenig zu sehen. Das Plateau der Höhenburg bietet vor allem am Vormittag oder in den Abendstunden einen unvergesslichen Ausblick über die breite Verlandungszone zwischen den Insel Wollin und Usedom mit den vielen Altarmen der Swine.
10. Wollin, Freilichtmuseum
Foto: F. Ruchhöft
Von Lebbin aus nehmen wir denselben Weg zurück zur Schnellstraße und fahren weiter Richtung Osten bis Wollin (Wolin), wo das historische Vineta vermutet wird (22 km). Jahrzehntelange Ausgrabungen brachten zahlreiche Zeugnisse eines wichtigen Handelsplatzes des 9.–12. Jahrhunderts zutage. In einem kleinen Museum neben dem Rathaus kann man sich über die Ausgrabungen informieren. Am anderen Ufer der Dievenow befindet sich ein Freilichtmuseum mit Nachbauten slawenzeitlicher Häuser, einer Befestigung und einer Kultstätte. Im Sommer finden zahlreiche gut besuchte Veranstaltungen statt.
Von Wollin aus nutzen wir die Schnellstraße zurück nach Usedom. Alternativ kann man über Stettin (Szczecin) fahren und von dort nach Deutschland zurückkehren.